RP-Online, 14.1.2015
Zur Eröffnung der Konzertsaison 2015 hatte der Kulturförderkreis Opus 512 die in Warschau geborene Pianistin Aleksandra Mikulska eingeladen. Im ausverkauften Musiksaal des Vincentiushauses begeisterte die Pianistin das Publikum und riss es immer wieder zu Beifallsstürmen und stehenden Ovationen hin.
„Was für eine Pianistin? Besser geht es nicht“, sagte ein Besucher in der Pause. Und dieser Meinung schlossen sich die meisten uneingeschränkt an. Aleksandra Mikulska gilt als eine der weltbesten Chopin-Interpretinnen und zählt zu den bedeutendsten Vertretern der jungen Generation von Ausnahmepianisten. Dabei verbindet sie mit Chopin nicht nur die gemeinsame Heimat Polen. Sie hat ein „Bedürfnis diese Musik zu spielen“, wie sie einführend zum Konzert sagte.
Aleksandra Mikulska präsentierte zwei Komponisten, die sich kannten und gegenseitig bewunderten. Der Poesie des einen steht die Dramatik des anderen gegenüber. Gemeinsam ist beiden Romantikern jedoch das Bekenntnis zur Virtuosität. Eine Verbindung, die bei Aleksandra Mikulska aufgrund ihrer Sensibilität und ihrer makellosen, transparenten Spieltechnik, die Perfektion findet.
Zu Beginn des Konzertes erklangen drei Mazurken von Frédéric Chopin. Die abrupten Wechsel von piano zum Forte-fortissimo in der Mazurka Des-Dur, op. 30 Nr. 3 beherrschte Aleksandra Mikulska meisterhaft. Die Mazurka b-Moll, op. 24 Nr. 4 stellte mit ihren Halbtonschritten, sowohl in der Unter- als auch Oberstimme, bei höchster Konzentration keine Schwierigkeit dar. Ein Gehörgenuss war die Coda der Mazurka cis-Moll op. 63, Nr. 3, in der vor allem die Flexibilität der rechten Hand zum Ausdruck kam und das Stück wie einen zweistimmigen Kanon erklingen ließ.
Chopins Fantasie-Impromptu beherrschte Aleksandra Mikulska exzellent. Sie erzielte mit den schnellen Sechzehntel ein äußerst dichtes und gehaltvolles musikalische Gefüge. Nach dem ruhiger gehaltenen Scherzo b-Moll folgte das Andante spinato et Grand Polonaise Brillante. Das Andante ließ sie in ruhigen, dahinplätschernden Tönen erklingen. Umso rasanter, ja überschäumender, folgte das Finale.
Gehörte der erste Teil des Konzertes ausschließlich Chopin, kam nach der Pause, in der die Besucher ein „Prosit“ aufs neue Jahr ausbrachten, Franz Liszt zu Gehör. Ähnlich wie im ersten Konzertteil folgten zunächst drei Stücke, die die Gefühle und die Seele der Ukraine, Polens und abschließend Russlands sehr eindrucksvoll widerspiegelten. Auch wusste Aleksandra Mikulska ihre ganze Sensibilität des Spiels erneut einzusetzen.
Nach der Konzert-Etüde „La Leggierezza“ folgte die Ungarische Rhapsodie. Die Nähe des Burgenlandes, der Heimat von Franz List, zu Ungarn spürte man allenthalben. Die Weite des Landes, das ruhige Wasser des Neusiedlersees, die Freundlichkeit der Menschen beiderseits der Grenze, spürte man förmlich.
Höhepunkt des zweiten Konzertteils war die Rhapsodie espagnole. Ihre ganze Seele legte Aleksandra Mikulska in ihr Spiel. Die rasenden Läufe, die stillen Passagen im Bass oder Sopran, ließen die Besucher nicht mehr stillsitzen. Stehende Ovationen und minutenlanger Applaus nach dem letzten Ton waren der Lohn für einen außergewöhnlichen Klavierabend.
Die Pianistin bedankte sich bei ihrem aufmerksamen Publikum dann noch mit einem Walzer von Frédéric Chopin als Zugabe. Damit ging ein Konzertabend von Opus 512 zu Ende, der noch lange bei den Besuchern im Gespräch bleiben wird.